Was, wenn eine Kirchengemeinde wächst oder aus anderen Gründen bauliche Veränderungen vornehmen möchte, aber keinen großen finanziellen Spielraum besitzt? Macht es Sinn, in Etappen zu bauen?

Eine schlechte und zwei gute Nachrichten

Die schlechte Nachricht zuerst: Grundsätzlich ist es in der Summe teurer, phasenweise zu bauen, als wenn man in einem Aufwasch realisieren kann. Das gilt für Neubau, Umbau oder Erweiterungsmaßnahmen an einer bestehenden Immobilie gleichermaßen. Denn bei jeder Baumaßnahme entstehen sogenannte Einmalkosten, also Aufwendungen für die Baustellenvorbereitung, Planung und Organisation. Sie fallen an, ob man für 100.000 oder 300.000 Euro (um-)baut.

Doch gerade für Gemeinden bietet das Bauen in Etappen auch wesentliche Vorteile: Zum einen kann es eine clevere Strategie sein, das Gemeindeleben aufrecht zu erhalten. Denn eine nicht enden wollende Baustelle ist stressig und kann eine Kirche fast lahmlegen. Zum anderen können mehrere, in sich abgeschlossene Bauphasen zur finanziellen Entlastung führen. Sie öffnen wertvolle Zeitfenster, um neues Geld aufzubringen oder die Baukosten zu refinanzieren.

Räume sind flexibel – sind Sie es als Gemeinde auch?

Beim Bau in Etappen empfehle ich, ein paar Dinge zu berücksichtigen: Es ist wichtig, innerhalb des Bestandsgebäudes nach Räumen Ausschau zu halten, die eigenständig nutzbar sind. Wenn man den Saal erweitern möchte, dann ist es sinnvoll, die anderen Funktionsbereiche einsatzfähig zu halten. Vielleicht ist es interimsweise möglich, den Gottesdienst im ehemaligen Foyer zu feiern.

Auch über einen Erweiterungsbau kann sich eine Kirchengemeinde erst einmal Luft verschaffen. Nachdem dort der neue Saal im Einsatz ist, könnte der ursprüngliche Gottesdienstraum zum Foyer umgebaut werden. Parallel dazu sind sowohl das alte Foyer als auch die Gruppenräume noch nutzbar. Erst wenn das neue Foyer zusammen mit dem neuen Saal in Betrieb ist, kann die Gemeinde die Umbaumaßnahmen im restlichen Gebäude vornehmen.

Erholungsphasen einplanen!

Eines allerdings sollte man beim Umbau in Etappen vermeiden: Dass die Bauaktivität zum Dauerzustand wird. Die einzelnen Etappen sollten in sich abgeschlossen sein. Bewährt hat sich ein Zeitraum von einem halben bis einem Jahr Pause dazwischen. In dieser Zeit kann sich das Gemeindeleben wieder erholen.

Zum Vergleich: Der Neubau, Umbau oder die Sanierung eines Gemeindezentrums in einem Rutsch dauert an reiner Bauzeit mindestens zwölf bis vierundzwanzig Monate – je nachdem, wie viel zusätzlich an Eigenleistung erbracht wird. Die Erweiterung eines Saalanbaus – wie auch der Umbau eines Foyers oder Gruppenraumtraktes – erstreckt sich dagegen oftmals über nur drei bis sechs Monate.

Entscheidende Fragen in der richtigen Reihenfolge stellen

Für welche Form des Bauens sich eine Gemeinde entscheidet, in allen Fällen gilt es, sich im Vorfeld einige zentrale Fragen zu stellen: Was sollen unsere Gemeinderäume leisten? Welchen Auftrag, welche Vision haben wir als Kirche? Welche Menschen möchten wir erreichen?

Auch die Frage nach der Architektur ist entscheidend: Kann ein Gebäude, das an einem Standort steht und in die Jahre gekommen ist, allein mit einem Umbau das ausdrücken, was wir als Gemeinde auf dem Herzen haben? Denn das Gebäude ist das Gesicht der Gemeinde in die Gesellschaft, in die Stadt hinein. Ist die Bausubstanz gut genug, dass es Sinn ergibt, für die nächsten 20, 30 oder 50 Jahre weiter zu investieren? Oder ist ein konsequenter Schritt sinnvoller: Den Bestand abzureißen und neu zu planen?

Vereinigte Hüttenwerke oder ein stimmiges Ensemble?

Erst nachdem diese Fragen beantwortet sind, stellen sich weitere: In Etappen bauen? Teilbereiche am bestehenden Gebäude verändern? Unterstützen diese Baumaßnahmen unsere Vision? Oder entsteht ein Patchwork, mit dem man zwar zusätzliche Flächen gewinnt, das Gesamtergebnis aber an die vereinigten Hüttenwerke erinnert: Gebäude, die keinen Charme ausstrahlen und nach außen hin für neue Menschen und Besucher wenig attraktiv sind.

Auch Gewerbeobjekte bieten sich für das Bauen in Etappen an

Oft schon habe ich miterlebt, dass sich eine Gemeinde räumlich vergrößern wollte, doch allein der Kauf einer Bestandsimmobilie brachte sie finanziell an ihre Grenzen. Im besten Fall konnte sie noch einen Teilbereich davon für sich nutzbar machen, bevor Ebbe in der Kasse war.

Klassiker in dieser Hinsicht sind ehemalige Gewerbeobjekte, in denen es meist Büros und Lagerflächen sowie eine große Halle gibt. Die Gemeinde zog in Etappen ein. Sie erwarb zwar das gesamte Objekt, baute zunächst aber nur die kleinteiligen Bereiche um. Erst als die finanziellen Möglichkeiten vorhanden waren, konnte sie in einer zweiten Etappe die große Halle umbauen und nutzen.

Auch möglich: Sanierung plus Erweiterungsbau

Manchmal kann es auch sinnvoll sein, ein Bestandsgebäude für die nächsten zehn Jahre zu sanieren. Mit einem Erweiterungsbau nebenan, der für sich selbst funktioniert. Die Kirchenleitung gewinnt dadurch Zeit. Wenn wieder Geld da ist, kann sie im Zuge der sogenannten „Baustufenlösung“ den nächsten Entwicklungsschritt gehen.

Alles in allem betrachtet, überwiegt auf jeden Fall die gute Nachricht: Auch Gemeinden mit eingeschränktem Budget können ihre Vision unter Dach und Fach bringen.