Häuser, die bei Tornados wie Kartenhäuser zusammenfallen und den Menschen um die Ohren fliegen; Holzbalken, die danach wie Streichhölzer aus den Wänden ragen. Ich muss gestehen, auch ich hatte früher solche Bilder im Kopf, wenn es um Holzbau ging. Und dadurch auch Vorurteile gegenüber der nordamerikanischen Bauweise. Ich sah sie als wesentlich instabiler und minderwertiger an als die Bauweise in Europa. Bald schon musste ich meine Meinung revidieren. Heute bin ich sogar ein großer Fan vom Holzbau. Wie kommt das?

Erstaunlich effiziente Baustellen mit qualitativ hochwertigen Materialien

Schon 1986, während meines Auslandssemesters in Kansas/USA, war ich richtig erstaunt darüber, wie gut Holzhäuser aussehen und wie günstig sie gebaut werden können. Einige Jahre später, im Jahr 1992, machte ich Urlaub in den USA. Ich wohnte bei einem kanadischen Bauunternehmer, der mich auf eine Baustelle mitnahm. Da konnte ich hautnah miterleben, wie effizient solche Baustellen funktionieren und wie schnell dort ein Holzrahmenbau aufgestellt wird.

Ich lernte außerdem, wie qualitativ hochwertig das Holz und die Materialien sind, die dort verbaut werden. Technisch getrocknetes Holz schwindet nicht mehr und hat auch keine Schädlinge. So kommt es ohne chemischen Holzschutz aus. Und es ist langlebig: In Nordamerika stehen Holzhäuser über 150 bzw. 200 Jahre. Das hat mich fasziniert!

Holz Rohbau

Foto: 4Wände

Ich wollte die günstige nordamerikanische Bauweise auf den deutschen Markt übertragen

Auslöser für unser Geschäftsmodell waren schließlich zwei persönliche Wünsche: Eine eigene Firma zu gründen und ein eigenes Haus für meine junge Familie zu bauen. Das Problem war nur unser enges Budget, das uns von der Finanzierung her sehr einschränkte. Da lag die Idee nahe, auch in Deutschland mit Holz so funktional und wirtschaftlich wie möglich zu bauen.

Mit dem „Design2Cost-Prinzip“ im Bauwesen wollten mein Gründungspartner und ich die günstige, nordamerikanische Bauweise in Deutschland realisieren. Wir wollten wissen, ob man die deutschen Qualitätsstandards beibehalten und nur von der Wirtschaftlichkeit her wesentlich günstiger bauen kann.

Die Geburtsstunde von 4Wände

Mein Gründungspartner lernte einen jungen kanadischen Bauunternehmer kennen. Über eine Vertriebsgesellschaft hatte er direkt aus Kanada ein Haus liefern und in Augsburg aufstellen lassen. Daraus entwickelte sich auch für uns eine konkrete Geschäftsbeziehung. Das erste Pilotprojekt war geboren: Für uns und andere Familien ein gemeinsames Haus in der kanadischen Holzrahmenbauweise zu bauen.

Als wir 1998/99 das erste Doppelhaus mit viel Eigenleistung gebaut hatten und selbst dort eingezogen waren, stellten wir fest, dass es auch von der Bauweise her funktionierte. Unsere Kalkulation war aufgegangen, womit wir beweisen konnten, dass wir wirtschaftlich bauen können. Schnell sprach sich das im Freundes- und Bekanntenkreis herum.

Bald kamen weitere Anfragen

Zunächst hatten wir nur Aufträge für Privathäuser. Dann fragte uns eine Kirchengemeinde an, die ebenfalls das Problem mit dem engen Budget hatte. Für ihren Gemeindehausbau importierten wir viel Material direkt aus Kanada. Und kanadische Zimmerleute kamen sogar für einige Wochen nach Deutschland, um das Gebäude aufzustellen.

Dann änderten sich in Deutschland aber entscheidende Baugesetze, wie die Energieeinsparverordnung. Zudem entwickelte sich der Wechselkurs negativ und auch unsere kanadischen Geschäftspartner hatten immer weniger Zeit für Auslandseinsätze. Dadurch stellten wir 2008 auf die deutsche Holzrahmenbauweise um, mit Vorfertigung im Werk und großformatigen Bauteilen in Zusammenarbeit mit deutschen Holzbau-Betrieben.

Was ich an Holz schätze

Bestimmt haben Sie es schon bemerkt: Ich bin begeistert von Holz! Es riecht gut, ist warm und hat Dämmstoff-Eigenschaften. Außerdem wächst es nach. Die Toleranzen im Holzrahmenbau liegen inzwischen im Millimeterbereich. Wenn ich mir dagegen den Massivbau anschaue, so liegen sie dort im Zentimeterbereich. Hinzu kommt, dass der Bauprozess einfach schneller geht, da es beispielsweise keine Trocknungszeiten gibt. Holzbau mit vorgefertigten Bauteilen verkürzt die Baustellenzeit enorm und sorgt für einen effizienten Bauablauf.

Holz ist auch wesentlich stabiler als man landläufig denkt. Tatsächlich gibt es inzwischen erste Holz-Hochhäuser. Experten halten den Rohstoff aus dem Wald im Hinblick auf den Brandschutz für bedeutend sicherer als Stahl. In Erdbebenregionen oder anderen Gegenden mit starker Beanspruchung verfügt es sogar über positivere Eigenschaften als etwa Stahl oder Beton. Durch das geringere Eigengewicht und die Flexibilität des Holzes kann es die Kräfte bei Erdbeben viel besser abpuffern.

Baustellen, die Spaß machen

Als ehemaliger Nichthandwerker habe ich jedenfalls immer gerne auf Baustellen mit angepackt, wo Holz verarbeitet wurde. Ich habe viel gelernt und es hat mir einen Riesenspaß gemacht. Das wäre mir im Massivbau ganz sicher nicht passiert. Holz ist einfach in jeder Hinsicht angenehm.