Nein, ich möchte Sie mit dem Allerweltsbegriff ‚Nachhaltigkeit‘ nicht vergraulen. Vielmehr Ihren Blick dafür weiten, was er alles zu bieten hat. Und das ist so viel mehr als „nur“ Umweltschutz und Ökologie. Befragt man Fachleute und die aktuelle Literatur zum Thema, wird schnell klar, dass Nachhaltigkeit mindestens 4 Dimensionen hat. Schon lange war ich ein Verfechter der energieeffizienten Holzbauweise. In den letzten zehn Jahren stieß ich dann auf immer mehr Gründe für nachhaltiges Bauen und merkte: In der Gebäudeplanung für Gemeinderäume und Begegnung fallen auch die unbekannteren Seiten der Nachhaltigkeits-Medaille zunehmend ins Gewicht. Hier sind meine persönlichen Top 4:

1) Mit was bauen? Der ÖKOLOGISCHE Aspekt von Nachhaltigkeit

Dieser Aspekt hat sich in den letzten zehn Jahren bei uns weiterentwickelt. Ich hatte ökologische Baustoffe, Dämmung und möglichst nachwachsende Rohstoffe schon immer im Fokus.

Als unsere Stadt Augsburg den Nachhaltigkeits-Preis gewonnen hat, habe ich mich aber nochmal tiefer mit dem Thema beschäftigt. Dabei ist mir bewusst geworden, dass wir hier noch Luft nach oben haben, auch in unserem Betrieb.

Bauen bedeutet, umwelttechnisch wichtige Entscheidungen zu treffen

Als Christ und Unternehmer empfinde ich eine gewisse Verantwortung für die Bewahrung unserer Schöpfung. Beim Bauen können wir viele Entscheidungen treffen, entweder zum Guten oder zum Schlechten. Um Gebäude energieeffizient zu betreiben und möglichst wenig Heizenergie zu verbrauchen, erreicht man etwa mit der Holzbauweise sehr leicht hohe Dämmwerte und dadurch niedrigeren Energieverbrauch, wodurch weniger Abgase produziert werden. Verwendet man dagegen in großem Maße PVC oder Kunststoffe, sind das Materialien, die aus Erdöl mit vielmehr Energieaufwand hergestellt und auch vom Recycling her kritisch zu sehen sind. Außerdem emittieren sie bei einem Brand viele giftige Dämpfe.

Die Bundesregierung und das Europäische Parlament haben Empfehlungen und Vorgaben zu Klimaschutz-Zielen definiert, die etwa in Landesbauordnungen und der Energieeinspar-Verordnung umgesetzt werden sollen. Dabei haben sie besonders die Empfehlung ausgesprochen, mehr die Holzbauweise zu fördern. Als nachwachsender Rohstoff / Baustoff bindet Holz CO2 und leistet deshalb einen großen Beitrag zum Klimaschutz. Aber ganz davon abgesehen fühlt es sich auch für den einzelnen Menschen einfach gut an, wenn umweltfreundliche Materialien verbaut werden. Die Atmosphäre der Räume und das Raumklima in einem Holzbau sind mit nichts anderem zu vergleichen.

  1. Wie und für wen bauen? Der SOZIALE Aspekt von Nachhaltigkeit

Nicht nur mit der Wahl der Materialien, auch mit den Projekten selbst kann man für die Gesellschaft einen Beitrag leisten. Die soziale Dimension der Nachhaltigkeit bedeutet für mich, Gebäude so zu planen, dass sie für die Gesellschaft ein Gewinn sind: Indem sie bspw. zu einer Infrastruktur beitragen, die Begegnungen und Beziehungen fördert. Deswegen macht es aus meiner Sicht Sinn, beim Bauen Begegnungszentren und Räume im Blick zu haben, die der Gesellschaft als Ganzes dienen.

Partnerschaftlich unterwegs auf der Baustelle genau wie bei vertraglichen Vereinbarungen

Der soziale Aspekt gilt für mich auch in Beziehungen im Bauwesen und Geschäftsleben. Langfristige, wertschätzende Kooperationen wirken sich positiv aus auf die Qualität und Stimmung, wodurch die Arbeit mehr Spaß macht. Wir bemerken tatsächlich, dass wir dadurch weniger Energie in Problemlösungen oder Krisenmanagement stecken müssen. Man kennt sich und das macht die Kommunikation einfacher. Somit eine empfehlenswerte Form von „sozialer“ Energieeffizienz.

Seit neun Jahren ist beispielsweise mit der Zimmerei Wiemer ein Holzbaubetrieb an unserer Seite, der unser strategischer Partner geworden ist. Der Geschäftsführer Uli Wiemer und ich sind Freunde geworden, umarmen uns bei jedem Treffen und freuen uns über gemeinsame Termine und Projekte.

  1. Wie die Finanzen einsetzen? Der WIRTSCHAFTLICHE Aspekt von Nachhaltigkeit

Dieser Aspekt hat viel damit zu tun, mit den finanziellen Ressourcen verantwortlich umzugehen. Was für mich als Unternehmer unumgänglich ist, um Arbeitsplätze und Existenz des Unternehmens langfristig zu sichern, gilt noch viel mehr im Kirchenbau. Hier gibt es eben diese weitere Komponente der Verantwortung, weil viele Gemeindegebäude aus Spenden finanziert werden. Klar, dass wir mit den Bau- und Betriebskosten besonders gut umgehen müssen, die sich Menschen irgendwo abgespart haben.

  1. Welche Werte verkörpern? Der KULTURELLE Aspekt von Nachhaltigkeit

Kultur ist das unsichtbare Band um Gesellschaften, Unternehmen und Gemeinden herum. Sie eint sie, macht sie lebendig und hält sie am Leben. Sie schafft Rahmenbedingungen, fördert und bewahrt bestimmte Werte. Die christlich-abendländische Kultur hat ganz viel mit Musik, Literatur, Architektur sowie Kreativität zu tun und mit den christlichen Werten, die uns die Bibel vermittelt.

Die Kultur des liebenden Vaters als Leitbild

Beim Planen und Bauen von Gebäuden geht es auch darum, Räume zu schaffen, in denen diese Werte mitsamt ihrer Kreativität gelebt werden können. Räume, die architektonisch diese Kultur zum Ausdruck bringen. Wenn es beispielsweise um christliche Gemeindezentren geht, habe ich immer Gott als den liebenden Vater vor Augen. Schmucklose Zweckbauten spiegeln diese Kultur nicht wider. Ein Gebäude dagegen schon, das – im Rahmen des Budgets – eine gewisse Schönheit in aller Schlichtheit ausstrahlt. Das Gleiche gilt für die inneren Räume, die durch ihre Gestaltung, Ästhetik und Atmosphäre dieses Leitbild vermitteln können.

Nachhaltigkeit kommt nie aus der Mode, auch wenn der Begriff selbst in den letzten Jahren ziemlich strapaziert wurde. Dagegen hilft nur: Nachhaltig handeln und nicht so viel darüber reden. Deshalb mache ich hier Schluss und mich mit guter Laune ans Werk. Auch Ihnen wünsche ich begeisternde Ideen, wie Sie Ihren Alltag nachhaltig gestalten können.