Ich geb‘s ja zu: Die Freude am Joggen wurde mir nicht in die Wiege gelegt. Früher fand ich es vor allem mühsam und dröge. Doch inzwischen habe ich Spaß daran. Wie das, wirst du dich fragen? Zwei Faktoren haben mich sportlich gerettet:

1. Durch meine Lauffreundschaft kann ich nicht so leicht kneifen

Um fit zu bleiben bin ich vor fast dreißig Jahren zum Laufen gekommen. Es kostete mich einiges an Disziplin, half mir aber, Stress abzubauen und den Kopf frei zu kriegen. So richtig motiviert bin ich erst, seit ich eine Lauffreundschaft habe. In den letzten fünf Jahren erleichtert mir die feste Verabredung mit einem guten Freund – einem Arzt aus unserer Kleinstadt – den immer währenden Kampf am Samstagmorgen zu gewinnen: Raus aus den warmen Federn und rein in die kalten Laufschuhe. Was dann folgt, macht ganz klar den Vögeln Konkurrenz: In den höchsten und tiefsten Tönen beten wir Gott an. Wohlgemerkt um 6 Uhr im Sommer und 7 Uhr im Winter!

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2. Erstaunlich, aber das Gebet wird beim Laufen noch intensiver

In der ersten halben Stunde tauschen wir uns aus, in der zweiten bringen wir Lob und unsere persönlichen Anliegen vor Gott. Überaus dankbar bin ich, mit jemandem laufen zu können, der ähnliche Herausforderungen im Leben hat wie ich. Als vielfältig engagierte Unternehmer tauschen wir uns wöchentlich über Themen wie Mitarbeiterführung, Personalsuche oder auch Entwicklungen in Ehe und Familie aus. Die Lobpreis- und Fürbitte-Zeiten sind besonders intensiv. Und das Laufen läuft nebenbei wie geschmiert. Von wegen: Nur Energydrinks verleihen Flügel.

Erklären kann ich mir das nur so, dass dabei an Geist, Seele und Körper jede Menge Energie freigesetzt wird. Auch wenn wir nach einer Stunde zeitlich und körperlich am Ende sind, triumphiert unser Gefühlszustand: Ausgeglichen, glücklich und voller Hoffnung gehen wir mit einer komplett neuen Perspektive und nicht selten auch Lösungen für unsere Probleme nach Hause.

Also Männer, betet laufend miteinander!

Das Thema Gebet ist mir in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Mehr als zehn Jahre gehöre ich schon einem Männer-Gebetskreis an, zu dem wir uns alle zwei Wochen treffen. Irgendwann hat es mich gedrängt, auch mit meinem Laufpartner die Dinge, die uns beschäftigen, vor Gott zu bringen. Da wir beide keinen anderen Termin finden konnten, haben wir einfach angefangen, während des Laufens zu beten.

Auch große, langfristige Themen nehmen Gestalt an

Abgesehen davon, dass wir überflüssige Kalorien verbrennen und – bis auf kleine Zipperlein – „pumperlgsund“ sind, gibt es noch eine weitere sichtbare Frucht unserer Lauffreundschaft: Mein Jogging-Partner hat vor drei Jahren ein Mandat im Stadtrat angenommen. Lange davor hatten wir diesen Schritt in unseren Laufzeiten vorbereitet, bis er sich schließlich dafür entschieden hat. Sicher, es gibt einige frustrierende Seiten an dieser Verantwortung. Nach wie vor bewegen wir deshalb das Thema vor Gott, auch was eine eventuelle neue Kandidatur angeht.

Mein Kredo: Wer etwas bewegen will, der sollte sich bewegen

Laufen ist eine Möglichkeit. Für mich ist es ein ganz wichtiger Bestandteil meines Wochenrhythmus geworden, den ich nicht mehr missen möchte. Ein Anker sowohl für mein geistliches als auch für mein Gefühls-Leben. Wenn ich zwischendurch mal alleine laufe, fange ich automatisch an zu beten und zu singen.

Meine Beziehung mit Jesus ist durch diese Zeiten viel inniger geworden. Sicher freut auch er sich auf den nächsten Samstag. Nur ein Rudel Wildschweine wusste einmal ganz und gar nichts mit unseren geistlichen Klängen anzufangen. Ihm sind wir dann sicherheitshalber im großen Bogen ausgewichen.