Diese Gemeinde wächst, traut sich couragiert an Veränderungen heran und öffnet ihre Pforten für Sport- und Kulturveranstaltungen. Zudem hat sie eine sehr aktive christliche Geschäftsleutearbeit, caritative Projekte und integriert behinderte Menschen.

Ich staunte nicht schlecht über die rasante Entwicklung des Christus Zentrums, als ich vor kurzem im Rahmen des Planungsprozesses und einer Bauvoranfrage für die Erweiterung bei einem Nachbarschaftsfest in Olching war. Diese Gemeinde hat mich absolut begeistert. Wie bei so vielen anderen Freikirchen fiel mir aber auch hier auf, dass bei aller Exzellenz etwas ganz wesentliches vernachlässigt wurde: Den Kontakt zur Lokalpolitik und zu den Nachbarn zu pflegen. Warum das so wichtig ist, dazu komme ich später. Erstmal zur Erfolgsgeschichte dieser mutigen Glaubenshelden:

Die Größe des Objekts passte so gar nicht zur Größe der Gemeinde

Als das Christus Zentrum Olching 1993 gegründet wurde, trafen sich die Gläubigen noch in gemieteten Räumen. Nach gerade mal fünfzehn Jahren konnten sie ein eigenes Objekt erwerben. Der Gemeindeleitung war es gelungen, mit nur 60 (!) Mitgliedern ein riesiges Gewerbeareal zum Spottpreis zu kaufen, weil ein französisches Postunternehmen seinen dortigen Standort aufgegeben hatte und das Gebäude abstoßen wollte. Das Gelände bietet so einiges an Fläche: 6000 qm Grund und 2.700 qm Nutzfläche, von der heute etwa die Hälfte von der Gemeinde und die andere Hälfte gewerblich genutzt wird.

Mit Zumba und Karacho in die nächste Dimension

Das relativ zentral in Olching gelegene Areal enthält fünf Wohnungen und einige Büros, die nach wie vor an sechs lokale Unternehmen vermietet werden. Im Jahr 2009 realisierten sie dann einen Saal für 200 Personen samt den entsprechenden Gruppen- und Nebenräumen. Es gelang ihnen, einen Teil über die Bank finanziert zu bekommen, den anderen Teil durch Spenden. Ein Unterfangen, das angesichts der wenigen Gemeindemitglieder unternehmerisch absolut herausfordernd und ganz stark visionär geprägt war.

Den Kapitaldienst für die Finanzierung konnten sie durch die Vermietung der Gewerberäume und Wohnungen großteils erledigen. Mit ganz viel Eigenleistung renovierte und baute die kleine Gemeinde ihr Gebäude um, das sie schließlich 2009 einweihte. Nicht nur, aber auch aus finanziellen Gründen war es sinnvoll, einige der vielen Räume für kulturelle und sportliche Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen: Zumba-Kurse und andere Musik- und Sportgruppen mieten sich bis heute dort ein.

Jetzt muss schon wieder eine neue Halle her: Die „Halle-luja“

Mit ihren aktuell 150 Mitgliedern ist das Christus Zentrum seit 2009 fast um das Dreifache gewachsen. Die Gemeindeleitung kam auf 4Wände zu, weil der Gottesdienst erneut aus allen Nähten platzt und sie einen größeren Saal brauchen. Die beiden Sonntags-Gottesdienste ziehen bereits 200-240 Besucher an.

Bild: 4Wände

Aktuell soll eine Halle für 500 Personen entstehen, die weiteres Wachstum ermöglicht. Der Pastor Heinz Patsch, Visionär der Gemeinde, nennt es das „Halle-luja“-Projekt. Der jetzige Gemeindesaal soll als Foyer und Begegnungsfläche fungieren. Das Gebäude selbst kommt derzeit noch als grauer Gewerbebau daher. Deshalb haben wir ein Konzept entwickelt, damit Fassade und Eingangsbereich einladend wirken. Genau wie der „Kirchplatz“, also der Vorplatz mit Bistro, der mit Leben gefüllt werden soll.

Gott baut auf Mut

Mir war klar, dass es für so etwas Großes eine unternehmerische und visionäre Leitung braucht. Und gleichzeitig enormen Glaubensmut des Leitungsteams. Beides finde ich in dieser Gemeinde und das begeistert mich. Die Früchte kann man schon sehen, weil Gott die bisherige Entwicklung bestätigt hat. Aktuell stehen wir vor der Herausforderung, den großen Anbau samt Halle genehmigt zu bekommen.

Für solche Baumaßnahmen braucht es Gunst bei Lokalpolitik und Nachbarn

Auch bei anderen Projekten, in die wir eingebunden sind, sehe ich immer wieder, wie wichtig ein gutes Verhältnis zu Verantwortlichen der Stadt und zu den Nachbarn ist. Etwas zusätzlich zu bauen, das die Nachbarn beeinträchtig, erfordert definitiv tragbare Beziehungen. Ein über die Jahre aufgebautes Vertrauensverhältnis kann nichts so schnell erschüttern. Und es hilft enorm, wenn Nachbarn ein Bauvorhaben unterstützen oder zumindest keinen Einspruch dagegen erheben.

In Olching gab es bisher keine so richtigen Beziehungen zu den Nachbarn. Eher Irritationen durch den PKW-Verkehr oder, wenn es bei den Gottesdienst- oder Abendveranstaltungen schon mal lauter wurde. Das kürzlich veranstaltete Nachbarschaftsfest und der Tag der offenen Tür waren zwar Schritte in die richtige Richtung, aber genau genommen etwas spät.

Reich Gottes bedeutet immer Win-win

Zur Lokalpolitik gab es ebenfalls kaum belastbare Beziehungen. Im Vorfeld der Bauvoranfrage hatten wir einen Termin mit dem Bürgermeister, um ihm das Projekt vorzustellen. Leider war auch hier noch kein Vertrauensverhältnis aufgebaut worden, so dass er gewisse Vorbehalte gegenüber unserem Vorhaben hatte.

Ich empfehle Gemeinden grundsätzlich, die Beziehungen zur Stadt und zu den Nachbarn ganz besonders im Fokus zu haben. Nicht nur aus Eigennutz. Sondern auch deshalb, weil wir ihnen mindestens genauso viel zu geben haben, wie sie uns. Bei anderer Gelegenheit mehr dazu…