Fragt, was ihr für eure Stadt tun könnt

Und fragt nicht zuerst, was eure Stadt für euch tun kann. Dieses etwas abgewandelte John F. Kennedy-Zitat trifft wohl am besten die Motivation hinter unserer Ideen-Werkstatt im März 2018. 60 Pastoren und verantwortliche Mitarbeiter, überwiegend aus Kirchengemeinden der Region, waren zum Gedankenaustausch in die Räume einer Freien Evangelischen Gemeinde gekommen. In der FeG Augsburg-West drehte sich alles um das Westhouse-Projekt, eine ganz neue Form von Begegnungszentrum, und wie es der Stadt dienen kann.

Christliche Werte braucht das Land

Die große Frage war: Wie können Kirchengemeinden ihr großes Potenzial direkt in die Gesellschaft einfließen lassen: Ihre Kernkompetenz in Sachen Beziehungen und Gemeinschaft? Und wie kommt Gottes Liebe direkt bei den Menschen an? An sieben Tischgruppen diskutierten die geistlichen Leiter, welche Chancen und Möglichkeiten konkret das Westhouse-Projekt bietet.

Auch 4Wände treibt diese Fragen um

Nach fünf Jahren Planungs- und Projektentwicklungsphase hatten wir inzwischen den Grundstückswettbewerb gewonnen und damit eine gewisse Planungssicherheit. Auch die Vorplanung war gereift. Gemeinsam mit den Gemeindevertretern suchten wir nun Antworten, wie kirchliches Engagement in diesem Begegnungszentrum unter einem Dach mit so vielen verschiedenen Nutzungen – Hotel, Bistro, Turnhalle, Büroflächen etc. – aussehen kann. Die ursprüngliche Idee hinter dem Projekt war:

  • Dass Kirche als zentraler Bestandteil des Begegnungszentrums die Gesamtatmosphäre positiv prägt und damit nicht nur ein Mieter unter vielen ist.
  • Dass christliche Werte und Angebote – wie Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, persönliche Begleitung und Gebet – im gesamten Gebäude positiv zu erleben sind.
  • Dass sich im Gebäude auch Menschen wohlfühlen, die mit Kirche sonst nichts am Hut haben.
  • Dass es viele Kontakt-, Berührungs- und Begegnungsflächen gibt, damit Menschen Kirche und Christen ganz normal im Alltag erleben und davon profitieren.
  • Dass auch Christen in der Region das Anliegen unterstützen, damit Kirche wieder mehr in die Mitte der Gesellschaft gelangt.

Foto: 4Wände, Sandro Behrndt

Zwei Impulse stimmten auf die Diskussion ein:

  1. Impuls: Kirche der Zukunft

Gemeindegründer und -Coach Michael Winkler referierte darüber, dass sich unsere Gesellschaft in Richtung einer neuen Wir-Kultur entwickle. Es sei eine große Sehnsucht nach Zugehörigkeit zu erkennen, nach stabilen Freundschaften und Beziehungen, weil diese immer weniger selbstverständlich seien. Flexiblere Familienverhältnisse, zunehmende Mobilität und Individualisierung der letzten Jahrzehnte führten dazu, dass Gemeinschaft und Heimat wieder als interessante Werte gelten würden. Jesus selbst sei als Vorbild vorangegangen, indem er Kontakt zu Menschen gesucht hat, die alleine und in Not waren. Auch wir seien herausgefordert, einen Rahmen zu schaffen, in dem die vereinzelten, zerstreuten Menschen, die müde sind und mit ihrem Alltag zu kämpfen haben, einen Ort fänden, wo sie hinkommen und auftanken könnten.

Längst hätten Kirchengemeinden die Sehnsucht der Menschen nach Zugehörigkeit aufgegriffen. „Willkommen Zuhause“, sei der Slogan von einigen, weil sie verstanden hätten, dass sich Menschen heute wieder nach einem Ort sehnten, wo sie einfach sein können. Daher sei es wichtig, ein Umfeld wie das Westhouse anzubieten.

  1. Impuls: Kirche in der Mitte der Gesellschaft

Über dieses Herzensthema spreche ich viel bei meinen Beratungseinsätzen in christlichen Gemeinden des Landes. Dass Kirche in der Gesellschaft (gut) ankommt, dass Menschen sich dort willkommen fühlen, hat viel mit Räumen zu tun. Dann zeigte ich auf, wie wir das mit den Räumen des Westhouse-Projekts erreichen wollen. Menschen sollen sich dort gerne aufhalten, deshalb braucht es eine Architektur, durch die das Gebäude sowohl außen als auch innen die gewünschte Kultur der Gastfreundschaft, Nächstenliebe und ein „Willkommen Zuhause“ ausstrahlt. Natürlich immer in Verbindung mit den Menschen, die das Begegnungszentrum führen und betreiben.

Link zu Blogartikel „Kirche in der Mitte der Gesellschaft“

Ring frei für die kreativen Einfälle

Nun ging es an die sieben Thementische: Die Teilnehmer tauschten sich zwei Runden lang jeweils eine gute halbe Stunde aus, wobei sich jeder mindestens zwei Tische aussuchen konnte. Danach präsentierten wir die Ergebnisse im Plenum.

Thementische:

  1. Kirche, Gottesdienst und Gebet
  2. Hotel und Events
  3. Bistro und Begegnungsangebote
  4. Kinder-, Jugend- und Familienangebote
  5. Sport, Fitness und Physiotherapie
  6. Büros, Co-Working-Spaces und Seminare
  7. Seelsorge, Beratung und Therapie

Obwohl noch nicht feststeht, welche Kirchengemeinden letztendlich die Veranstaltungsräume immer wieder mit geistlichem Leben erfüllen werden, sprudelten die Teilnehmer nur so vor Ideen. Das Thema, Kirche in die Mitte der Gesellschaft zu bringen, damit sie ihr dient, hat wohl auch den Nerv dieser christlichen Leiter getroffen. Welche tollen Ideen und Impulse an den Thementischen entstanden sind, erfahren Sie in unserem nächsten Blogbeitrag.