Zuerst die gute Nachricht: Es gibt mindestens einen Bereich, in dem Freikirchen in Bezug auf Gäste im Regelfall vorbildlich sind. Mit Freundlichkeit und Wertschätzung sorgen sie dafür, dass sich Besucher willkommen fühlen und bei Interesse leicht an die Gemeinde andocken können. Diese Eigenschaft ist tief in der Gemeindekultur verankert. Meist sind es vielmehr die Räumlichkeiten und das Ambiente, die eine Veränderung brauchen. Und der Eingang bestimmt den allerersten Eindruck, der bekanntermaßen der wichtigste ist.
1) Offenheit und Transparenz: Grundsätzlich sollte der erste Eindruck schon von außen total positiv sein und vermitteln: Willkommen zuhause! Bei einem Bestandsgebäude, das man nicht komplett neu erfinden kann, sollten zumindest Eingangsbereich und Foyer auf den Prüfstand. Eine großzügige Verglasung in der Fassade erlaubt Blicke von außen. So kann jeder sehen, dass es hier um keine geheimen Machenschaften geht. Und – überspitzt ausgedrückt – Gefühle wie auf dem Jahrmarkt vor einer „Geisterbahn“ gar nicht erst aufkommen.
2) Platz im Freien: An trockenen und milden Tagen ist es fantastisch, wenn man sich vor dem Gemeindezentrum aufhalten kann. Wir nennen das den „Kirchplatz“, also „das Foyer vor dem Foyer“. Willkommensgefühle können schon hier draußen entstehen, wenn Gemeindemitglieder im Außenbereich den Gast begrüßen. Eine Art Café im inneren Foyer lädt ein, den Kaffee bei gutem Wetter nach draußen zu nehmen. Vor allem, wenn es auch dort Sitzmöglichkeiten gibt. Ideal ist, wenn Innen- und Außenbereich miteinander verfließen und jeweils leicht erreichbar sind.
3) Weite Eingangsräume: Beim Betreten des Gebäudes sollte der erste Raum hell und freundlich sein. Ist er zu eng, fühlt man sich leicht überflüssig, so dass man rückwärts wieder rausgehen möchte. Das kann auch passieren, wenn die Luft schlecht ist. Der Eingangsbereich sollte mit seiner Weite eine Geste der offenen Arme ausdrücken. Wie der Vater im Himmel seine Arme für uns ausbreitet, so sollten auch die Empfangsräume Gäste willkommen heißen.
4) Möblierung: Neben Helligkeit, Farben, Luft und Licht hat ein heimisches Gefühl ganz viel mit Möblierung zu tun. Wichtig sind Nischen und Bereiche, wo man sich unverbindlich aufhalten kann. Dies kann ein Bistro oder eine Bücherecke sein. Dort fühlen sich Menschen entspannt, wohl und geschützt, anstatt einfach nur rumzustehen.
5) Kaffeeduft – die universelle Willkommensgeste überhaupt! Wo Kaffee in der Luft liegt, riecht man eine Atmosphäre der Gastfreundschaft. Und diese wiederum ist auch ein Indikator von Liebe.
6) Die Größe des Eingangsbereichs spielt nicht zuletzt eine bedeutende Rolle: Richtet man sich nach folgenden groben Anhaltspunkten, haben Gemeindebesucher jedenfalls genug Platz. Pro Person, die in den Saal passt, rechnet man mindestens einen halben Quadratmeter Raum im Foyer. Wenn ich also für 100 Leute ein Gebäude konzipiere, dann müssen mindestens 50 Quadratmeter für das Foyer/den Bistrobereich eingeplant werden. Gibt es nicht nur Stehtische, sondern auch Sitzgruppen, müssen diese noch dazu gerechnet werden.
Zugegeben, nicht jede Gemeinde hat es leicht, all diese Kriterien zu berücksichtigen. Das wissen wir von 4Wände ganz genau. Aber immer wieder lassen sich ungeahnte schöpferische Lösungen finden. Es lohnt sich also, einen prüfenden Blick auf das „Schon jetzt“ ihrer kirchlichen Versammlungsstätte zu werfen, um vielleicht bald vom „Noch nicht“ ins „Es ist vollbracht!“ zu wechseln. – Eschatologische Spannung mal ganz anders…