Oder wie ich als Unternehmer damit umgehe

Wie geht es Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, mit dieser neuen Situation? Mit mir persönlich macht dieses neue Fahren auf Sicht schon etwas. Nicht, dass es mich aus der Bahn werfen würde, vielmehr sprudeln – bei allen Herausforderungen – neue Gedanken und kreative Ideen geradezu in meine Lebensbereiche.

  1. Firmenintern – digitaler zu werden bringt neue Möglichkeiten

Mit der eher beengten Bürosituation in unserer Firma können wir die Abstands- und Hygieneregeln nur einhalten, indem wir 50 Prozent der Arbeitsplätze frei lassen. Homeoffice und Schichtmodelle mit Desksharing, weniger Praktikanten und Werkstudenten sind die Folge. Ich bin sehr dankbar, dass meine Frau den Überblick behält und ein großes Talent in Sachen Organisation und Krisenmanagement ist. Ihre wöchentlichen Dienstpläne helfen uns enorm zu wissen, wer wann im Büro oder Homeoffice sein soll.

Manchmal braucht es aber schon die direkte Kommunikation, weil Teamarbeit die halbe Miete in der Planung und Abwicklung unserer Bauprojekte ist. Daher treffen wir viele Absprachen derzeit auf der Baustelle an der „frischen Luft“. Die Einzelgespräche mit den Handwerksfirmen etwa und auch die wöchentlichen Fortschrittsbesprechungen – immer mit entsprechendem Abstand natürlich. Planungsbesprechungen halten wir nun über Video-Konferenzen. Einerseits kommunizieren wir digital effektiver und intensiver, doch es ersetzt eben nicht immer das persönliche Gespräch.

Sicherheit und Hoffnung geben. Es geht weiter!

Dank Corona konnte ich zwar unser Montagmorgen-Ritual, das interne Teammeeting, nicht beibehalten. Die persönlichen Impulse, die mir am Wochenende wichtig geworden sind, schicke ich aber nun als E-Mail an meine Mitarbeiter. Der Vorteil: Auf dem elektronischen Weg kann ich ganz andere Inhalte teilen und sie noch dazu verlinken mit Livestreams, Gottesdiensten, Veranstaltungen oder Webseiten. Sehr inspirierend, was Gemeinden gerade alles auf die Beine stellen!

Meinen eigenen Mitarbeitern möchte ich Perspektive und Hoffnung geben, dass wir als Firma in der Krise nicht untergehen werden. Wir sind in der glücklichen Lage, dass unser großes Bauprojekt westhouse (www.westhouse-augsburg.de) noch voll am Laufen ist. Auch in Bezug auf die Handwerksfirmen hatten wir keine größeren Ausfälle. Zudem profitieren wir von den aktuellen Kreditprogrammen des Bundes. Gott sei Dank!

  1. Das Geschäftsleben ist rücksichtsvoller geworden

So paradox es erscheint, die Kontaktsperre verbindet uns mit unseren Geschäftspartnern und Personen aus dem privaten Umfeld oft mehr, als sie uns trennt. Wenn wir auch hier zu den digitalen Medien greifen, genieße ich die gegenseitige Anteilnahme. Solidarität und Hilfsbereitschaft wachsen, wir nehmen uns auf der persönlichen Ebene mehr wahr. Viele Termine und Reisen fallen nun weg, was unserer Familie oder auch meinem persönlichen Gebetsleben zugutekommt. Gerade das ist mir durch die aktuelle Krisensituation immer wichtiger geworden und im wahrsten Sinne des Wortes „notwendig“.

Für meine Beratungsarbeit und für neue Kundenbeziehungen fehlt mir aber der persönliche Kontakt und die entsprechende ganzheitliche Kommunikation und Rückmeldung. Die lässt sich digital nicht bewerkstelligen. Die große Kunst ist deshalb, sich nicht zu lange an den Lockdown zu gewöhnen, sondern rechtzeitig wieder externe Termine wahrzunehmen.

Aktuell können wir keine Gemeindebau-Seminare anbieten. Jetzt haben wir aus der Not eine Tugend gemacht und bieten Online-Seminare und eine Video-Sprechstunde zur Beratung an. So können wir weiterhin für die Gemeinden da sein, die Know-how für ihre Bauprojekte wünschen. Unsere „Premiere“ war am Samstag den 16. Mai. Obwohl wir das Online-Seminar erst 2 Wochen vorher angekündigt hatten, waren fast 50 Personen aus über 30 verschiedenen Gemeinden dabei. Weil die räumliche Distanz durch die digitale Technik kein Thema mehr ist, hatten sich auch Teilnehmer aus Norddeutschland, NRW, Südbaden und Niederbayern zugeschaltet.

Wir denken jetzt darüber nach, in Ergänzung zu unseren Präsenzveranstaltungen unsere Seminare auch weiterhin digital zugänglich zu machen. Damit können wir mit weniger Aufwand mehr Menschen erreichen. Auch diesen Prozess hat die Krise beschleunigt.

  1. westhouse Augsburg – wir bauen weiter in Sachen Beziehungen

Aktuell formieren wir die Betreiber-Gesellschaft und versuchen Buchungen für das Veranstaltungszentrum zu generieren. Unser erster Mitarbeiter, verantwortlich für das sogenannte Location-Management hat bereits angefangen. Weil durch den Lockdown die Buchungen von Räumen bislang noch ausbleiben, haben wir uns was einfallen lassen: Um die Beziehung zu Kunden und strategischen Partnern zu pflegen, haben wir ihnen die neue Tagungsbroschüre mit einem Frühstücksgutschein der zukünftigen Bistro-Betreiberin geschickt. Diesen können sie wie bei einem Lieferservice einlösen. Mit diesem emotionalen Anker tun wir potenziellen Gästen etwas Gutes und erinnern sie gleichzeitig an das westhouse.

  1. Persönlich – mehr Zeit mit Gott!

Die Herausforderungen dieser Zeit intensivieren mein Gebetsleben ungemein. Die Sorgen sind da, man kann sie nicht wegdiskutieren. Aber sie müssen irgendwo hin. Diese Sorgen täglich bei Jesus abzugeben ist eine notwendige und bereichernde tägliche Übung für mich geworden. Ich persönlich würde als Unternehmer wohl untergehen, wenn ich diesen sicheren Ort der Ver-SORGung nicht hätte. Meine Abhängigkeit von Gottes Gnade wurde mir in letzter Zeit immer bewusster; vor allem die Psalmen 91 und 23 tragen mich täglich durch.

Insgesamt habe ich bei aller Anstrengung und Anspannung von der Corona-Krise stark profitiert, sowohl persönlich als auch, was den sicheren Umgang mit den digitalen Medien angeht. Für Kirchengemeinden sehe ich große Chancen, jetzt die Sehnsucht nach Beziehung in unserer Gesellschaft aufzugreifen und neue Orte der Begegnung zu schaffen. Derzeit herrscht eine Art Aufbruch-Stimmung, in der sie ihre Außenwahrnehmung auch über digitale Auftritte weiterentwickeln und die beste Nachricht überhaupt verkündigen können. Auf diese Weise Menschen Mut und Hoffnung zuzusprechen kann in Verbindung mit anziehenden Begegnungsräumen den christlichen Glauben ganz neu beleben und auf frische Weise bekannt machen. Dafür wünsche ich Ihnen ganz viele kreative Ideen!