So ein Spatenstich ist ja immer ein Meilenstein im Bauprozess. Und eine super Gelegenheit für Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising und die Einbindung der Nachbarschaft. Am Beispiel unseres multifunktionalen Begegnungszentrums westhouse Augsburg möchte ich das verdeutlichen:

Der Spatenstich bringt Politik, Nachbarn, Stadtgesellschaft und Baupartner zusammen

Der Himmel meinte es gut mit uns an diesem sonnigen Märztag, an dem der symbolische Spatenstich des westhouse Projekts nach sieben Jahren Planung viele Emotionen in die Gesichter der Geladenen zeichnete: Erleichterung, freudige Erwartung, Neugier, Hoffnung und auch ein kritisches „Schaunwirmal“. Etwa 50 Leute waren gekommen, die wir gezielt eingeladen hatten: die eine Hälfte aus der Nachbarschaft und dem Stadtteil, die andere Hälfte waren Baupartner, Finanzvertreter und Lokalpolitiker.

Auf dem Weg zur Baustelle

(c) 4Wände GmbH, Spatenstich-Gäste auf dem Weg zur Baustelle

Wie läuft so ein Spatenstich öffentlichkeitswirksam ab?

Multiplikatoren und namhafte Persönlichkeiten aus der Stadtgesellschaft einzuladen ist aus zwei Gründen wichtig: Zum einen macht es um der Beziehungen selbst willen Sinn. Zum anderen, um die Medien auf das entsprechende Vorhaben aufmerksam zu machen. Beim westhouse Projekt kamen u. a. die Staatssekretärin für Soziales, der Oberbürgermeister und der Landrat. Die beiden Erstgenannten sprachen sogar ein persönliches Grußwort und würdigten vor allem, dass das westhouse den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördere und nicht das Business im Vordergrund stünde.

Ein Bau-Ritual wie der Spatenstich ist außerdem eine super Gelegenheit, Menschen aus der Nachbarschaft und Stadtgesellschaft einzuladen, die vom Projekt betroffen sind. Veränderung kann verunsichern. Frühzeitiges Informieren und eine wertschätzende, offene Kommunikation dagegen können das Beziehungskonto wieder positiv auffüllen und Spekulationen oder Vorurteile im Keim ersticken.

Zugegeben, ein solches Ereignis kostet etwas: Vorbereitung, Zeit und Geld

Mit den Betroffenen Kontakt aufzunehmen muss zeitlich weit vor dem Spatenstich geschehen. Vertrauen und tragfähige Beziehungen brauchen Zeit. Wer sich frühzeitig darum bemüht, hat größere Chancen, dass die Menschen der Einladung folgen. Sinnvoll ist, nicht nur Nachbarn, Politiker und Stadtgesellschaft einzuladen, sondern auch alle, die am Bau beteiligt sind.

Catering von Meikes Bistro

(c) 4Wände GmbH: Leckereien von Meike, der künftigen Bistro-Betreiberin

Wer in besonders guter Erinnerung bleiben will, sorgt beim Spatenstich für Essen und Trinken. Und damit für gute Laune. Wir hatten Glück, dass unsere spätere Bistro Betreiberin Meike Weickel wieder das leckere Catering übernommen hat und luden alle zum Imbiss ein. Natürlich durfte unser 4Wände-Team nicht fehlen, samt Architekten und Planern, genau wie die beteiligten Firmen, die zukünftig an diesem Bau tätig sein werden.

Schon den Bauprozess als Chance sehen, Menschen Gutes zu tun

Ein solches Zeichen kommt besonders bei den Bauprofis gut an und schafft einen Kanal, durch den die Vaterliebe Gottes fließen kann. Mal Kaffee auf der Baustelle oder ein aufrichtiges Lob zeigt ihnen, dass wir das leben, für das wir stehen. Wie auch beim Gemeindebau steht man mit so einem Projekt unter öffentlicher Beobachtung. Warum diese Tatsache nicht konstruktiv nutzen?

Gäste im Gespräch

(c) 4Wände GmbH, Staatssekretärin Caroline Trautner im Gespräch mit Gerhard Hab

Immer wieder habe ich berührende Szenen erlebt, wenn eine Freikirche schon den Bauprozess als Auftrag angenommen hat. Überhaupt ist das für mich ein Schlüssel: Die Dinge immer aus dem Blickwinkel der Nachbarschaft und Stadtgesellschaft zu sehen. Und sich zu fragen: Was wissen sie schon über das Projekt? Und was sollten sie unbedingt noch wissen?

Mut zur Lücke: mit unfertigen Plänen an die Öffentlichkeit gehen

Bei Projekten, die für das Gemeinwohl relevant sind, geht es nicht nur darum, Räume der Begegnung hinzustellen. Vielmehr sollte das Interesse den betroffenen Menschen selbst gelten. Schon während des Entstehungsprozesses mit ihnen unterwegs zu sein und sie einzubeziehen, erleichtert gute und stabile Beziehungen. Wenn sie später das Projekt in irgend einer Form unterstützen, kommt das als Sahnehäubchen obendrauf.

Auch wenn wir Deutschen üblicherweise nur mit fertigen Plänen aus der Deckung kommen, rate ich, schon in der Konzeptphase an die Öffentlichkeit zu gehen. Wir begannen z. B. schon im Jahr 2014, mit unserer ersten westhouse-Infoveranstaltung, um Kontakte und Beziehungen im Stadtteil zu knüpfen. Ein klares Zeichen, dass die Meinung anderer gefragt ist. Ihre Ideen und Anregungen kann man dann in die Planung einfließen lassen. Das erhöht den Identifikationsfaktor mit diesem Projekt und gibt ihnen Ehre und Gewicht. Wir haben wirklich gute Erfahrungen damit gemacht, in Bezug auf die Öffentlichkeit so transparent wie möglich zu bauen.